Der Roman "Götz und Meyer" von David Albahari beschreibt den verzweifelten Versuch eines Belgrader Geschichtsleheres, seine jüdischen Wurzeln zu erkunden und das Leid seiner Vorfahren, die größtenteils der Shoah während der Zeit der deutschen Besatzung zum Opfer fielen, zu ergründen.
Bei den Recherchen fallen immer wieder die Namen von zwei SS-Männern: Götz und Meyer. Viel ist nicht über sie bekannt, aber aus den Akten geht eindeutig hervor, dass sie für die Fahrten der sogenannten Gaswägen verantwortlich gewesen sind: Belgrader Jüdinnen und Juden, oftmals auch Kinder, wurden unter dem Vorwand, an einen besseren Ort gebracht zu werden, in Lastwägen gelockt und dort während der Fahrt mit Auspuffgasen getötet.
Über diese grausamen und perfiden Vorgänge ist im Vergleich zu den großen Konzentrations- und Vernichtungslagern eher wenig bekannt - auch in Belgrad selbst hat eine aktive Aufarbeitung der Geschehnisse rund um das Ghetto, das sich auf dem damaligen Messegelände mitten in der Stadt befand, niemals stattgefunden.
Albahari bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen realer Recherche, transgenerationalen Traumata und fiktionalem Wahn: Opfer- und Täterrollen verschwimmen; die eigene Identität beginnt sich im Strudel der familiären Ereignisse aufzulösen.
Der Regisseur Martin Kindervater inszeniert "Götz und Meyer" als eine performative Annäherung an das Unfassbare.
Es spielen: Olaf Becker, Eszter Tompa und Paul Wellenhof.
Ausstattung: Lisa Geller
Dramaturgie: Christina Hommel
Vorstellungen am 09., 10. und 11.09.2021 im Pathos München.
Weitere Infos: www.goetzundmeyer.de
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